Informatives

rund ums Sich-Verändern und Verändert-Werden

Sagen Sie nicht einfach ja

von Brigitte Koch

Am 5. Juli diesen Jahres titelte die Wirtschaftswoche: „Jeder dritte Chef taugt nichts“. Meist wird der Fokus darauf gelegt, wie Organisationen und ihre Fachabteilung ihre Personalentscheidungen treffen, oder wie Mitarbeiter*innen möglicherweise darunter zu leiden haben. Kaum liest man über die Führungskräfte, die sich in ihrer Rolle zumindest zum Teil sehr unwohl fühlen.

Aber warum lassen sich Menschen dazu verleiten in eine Führungsposition zu wechseln, oder eine Stufe auf der Karriereleiter höher zu steigen? Das Angebot ist meist sehr verführerisch:

  • Oft kann man viel Geld nur als Führungskraft verdienen.
  • Manchmal gibt es dazu attraktive geldwerte Vorteile wie z.B. Versicherungen oder einen Dienstwagen mit Tankkarte.
  • Zumindest innerhalb der Organisation erfährt man einen Statusgewinn, der auch sichtbar ist, z.B. durch ein größeres Büro oder einen nahen Parkplatz.
  • Und für viele ist sicherlich die Vorstellung selbst gestalten zu können sehr reizvoll.

Allerdings bedeutet die Entscheidung für eine Führungsposition oder eine nächsthöhere Stufe Veränderungen und oft auch einen Verlust. Mit was müssen Sie rechnen, wenn Sie die Karriereleiter hochsteigen:

  • Sie verlassen Ihre gewohnte Bezugsgruppe. Kolleg*innen werden zu Mitarbeiter*innen (auch wenn Sie Ihnen nicht unterstellt sind), die sich auch dementsprechend verhalten, wie z.B. ihre Gespräche unterbrechen, wenn Sie den Raum betreten.
  • Sie können manche Tätigkeiten, in denen Sie gut sind und/oder die Sie gerne ausführen nicht mehr selbst machen. Nicht nur, dass sie nicht mehr zu Ihren Aufgaben gehören, Sie müssen sie an Ihre Mitarbeiter*innen delegieren, wenn Sie nicht in Arbeit ertrinken wollen.
  • Sie bekommen neue Aufgaben, die Ihnen keinen Spaß machen oder die Sie für unsinnig halten. Als Führungskraft bleibt Ihnen nur der Weg, sich mit Ihrer Führungskraft darüber auseinander zu setzen.
  • Als Führungskraft gehört es dazu, dass Sie die Politik Ihrer Organisation gegenüber Ihren Mitarbeiter*innen loyal vertreten und erklären – auch wenn Sie selbst nicht dahinterstehen.
  • Ihr Gestaltungsspielraum ist zwar gewachsen, aber Ihr Verantwortungsbereich auch.
  • Schauen Sie genau hin, welche Arbeitszeiten von Führungskräften in Ihrer Organisation erwartet werden und wie erreichbar sie bei Nichtanwesenheit sein müssen.
  • Sehr anstrengend wird es für Sie, wenn Sie nicht gerne mit Menschen umgehen mögen, sie überzeugen, ihnen auch kritische Rückmeldung geben usw.

Freuen Sie sich über das Angebot einer Position als Führungskraft, aber überlegen Sie sich gut, welchen Preis Sie bezahlen und ob Ihnen der Gewinn das wert ist und sagen Sie nicht einfach ja.

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