Informatives
rund ums Sich-Verändern und Verändert-Werden
Grübeln Sie nicht über ungelegte Eier!
von Brigitte Koch

Gehören Sie auch zu denen, die über alles was für Sie wichtig ist grübelt, es hin und her bewegt, Eventualitäten und Möglichkeiten durchgeht? Die bei einem möglichen Auftrag in Hinterhuglhapfing, der noch lange nicht in trockenen Tüchern ist, sofort denkt: „Ups, wie käme ich denn da hin?“ Und schon mal sämtliche Anreisemöglichkeiten durchcheckt - fliegen und Mietauto, Zug und Taxi, oder…? Oder wenn eine Freundin schwer erkrankt diese Situation automatisch für sich durchdenkt: „Was würde es für mich bedeuten? Wie würde ich mich behandeln lassen? Was würde es für mich für Konsequenzen haben? Wie würde ich damit umgehen? …“
Das Grübeln wird gerne geschmäht, doch in Wirklichkeit ist es eine wunderbare Fähigkeit, denn uns geübte Grübler*innen kann wenig überraschen und erschüttern. Wir haben alles schon x-mal im Kopf durchgespielt. So können wir dann auch schnell alles umsetzen. Das viele Grübeln lohnt sich also wirklich!
Wenn es des Guten zu viel wird
Aber jetzt Hand aufs Herz: Wie oft ist es Ihnen schon passiert, dass Situationen, über die Sie nachgedacht haben, gar nicht eingetroffen sind? Wie viel kreative Lösungen für mögliche Probleme haben Sie schon entwickelt, die nie aufgetreten sind? Wieviel Sorgen habe Sie sich beim Grübeln schon über sich und Ihre Lieben, über die Zukunft, was alles passieren kann, gemacht, die sich als völlig unnötig herausgestellt haben?
Denn das ist die Kehrseite: Beim Grübeln über ungelegte Eier verschwenden wir unsere Fähigkeiten, unsere Zeit und unsere Nerven. Allzu gerne beschwört man nämlich auch Katastrophenszenarien herauf oder macht die Dinge viel zu kompliziert, in dem man tausend Möglichkeiten durchdenkt.
Lässt sich der Grübelautomatismus abstellen?
Detailverliebtes Grübeln ist ein Verhaltensmuster, das wir lange und gut eingeübt haben. Darum wird es sich nicht mit einem Schnipp verändern. Erst recht, weil wir natürlich auch an Dingen festhalten, die uns etwas bringen:
- Grübeln hat etwas Lustvolles!
- Das Durchdenken aller Eventualitäten reduziert unsere Angst und macht uns sicher.
Es geht also nicht darum das sinnvolle Grübeln abzuschaffen, sondern den Automatismus zu unterbrechen. So gewinnen Sie die Wahlfreiheit: Will ich jetzt über ein ungelegtes Ei nachdenken, weils mir einfach Spaß macht oder entscheide ich mich dafür mit meinem Kopf etwas anderes zu unternehmen?
3 Schritte zum Erfolg
Wenn Sie lernen wollen, wählen zu können:
- Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit darauf zu erkennen, dass Sie in den Grübelmodus verfallen. Aber seien Sie freundlich zu sich: „Aha, jetzt mach ich es grad wieder!“
- Dann können Sie sich im zweiten Schritt jedes Mal fragen: „Macht es Sinn, darüber jetzt genauer nach zu denken, oder ist es noch ein ungelegtes Ei?“
- Und wenn Sie Ihr Gedankenkarussell aus dem Kopf bringen wollen: schreiben oder tippen Sie ca. fünf Minuten all Ihre Gedanken zu Ihrem ungelegten Ei auf, so wie sie Ihnen durch den Kopf ziehen, ohne Pause, ohne das Geschriebene gleich nochmal zu lesen und ohne Korrektur, sondern ununterbrochen schreiben. Am Ende der Zeit haben Sie möglicherweise für den Fall der Fälle schon eine to-do-Liste. ;-)
Manchmal wird es Ihnen leicht gelingen, sich gegen das Grübeln über ein ungelegtes Ei zu entscheiden. Manchmal wird es ein Fortschritt sein, nicht über das ungelegte Ei zu grübeln, sondern darüber, warum es Ihnen schwer fällt darauf zu warten, bis es gelegt ist. Manchmal hilft auch zu überlegen, ob das Nachdenken über ein gelegtes Ei nicht nicht mehr Spaß macht und sinnvoller ist.
Was für eine Erleichterung, nicht mehr alles begrübeln zu müssen!